Resident Evil 7 im Test: Der reinste Horror-Hit Bild: Capcom

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Resident Evil 7 im Test: Der reinste Horror-Hit

Resident Evil 7 ist da – und will nach Jahren der Grusel-Abstinenz mit Herrenhaus und Psycho-Horror erneut den Genre-Thron besteigen. Ob das klappt, lest ihr im Test.
Frischer Wind war nötig. Die Resi-Reihe hatte sich mit den letzten Ablegern – vor allem mit Resident Evil 6 – in eine nahezu gruselfreie, dafür umso actionlastigere Ecke manövriert. Das Flair, das die ersten Ableger zu Referenzwerken im Horror-Genre werden ließ, war völlig auf der Strecke geblieben.

Allein das Setting von Resident Evil 7: Biohazard zeigt die radikale Abkehr vom bisherigen Ansatz: Protagonist Ethan Winters zieht es nach Louisiana in eine alte Plantagenvilla, weil er nach drei Jahren endlich ein Lebenszeichen von seiner verschwundenen Frau Mia erhält. Ab hier geht’s bergab. Die Baker-Familie, die das Anwesen bewohnt, hat nämlich nicht etwa Kekse für ihren Gast gebacken, sondern empfängt ihn eher wie die Freaks aus Texas Chainsaw Massacre. Nur dass die Bakers noch einen größeren Schlag haben. Nicht nur, dass es in der Hütte vor Ungeziefer, verwesenden Tieren und sonstigen Ekelhaftigkeiten wimmelt, es haben sich auch Monster im Herrenhaus eingenistet. Ganz recht, im Herrenhaus.


Der Herr im Herrenhaus

Capcom kokettiert mit Referenzen zu vergangenen Resident Evil-Teilen. Das Interieur hat Ähnlichkeit zum Anwesen aus dem Erstling, die Rätsel kommen einem bekannt vor und erfordern gar Backtracking, wie es schon in den 90ern der Fall war. Das Inventar ist viel zu klein, man kann Items in Kisten lagern und sein Spiel auf Tape-Recordern speichern – quasi eine aktualisierte Version der Schreibmaschinen. Begrenzte Saves quälen euch aber nur auf dem freispielbaren Schwierigkeitsgrad Irrenhaus. Das kann man jetzt als nicht mehr zeitgemäß abtun, aber auch als Hommage sehen.

Allerdings: Resi 7 ist kein Aufguss. Klar, Capcom besinnt sich auf die Stärken, die Resident Evil einst zur Survival-Horror-Referenz machten: Beinharter Horror, beklemmende Atmosphäre und ein ständiges Gefühl der Unterlegenheit. Während diese Attribute den Rahmen bilden, stockt Capcom das Gameplay freilich mit sinnvollen Veränderungen und Neuerungen auf. Zum Beispiel findet ihr immer wieder Videokassetten, die ihr in VHS-Rekorder einlegen und so Rückblenden spielen könnt. Die sind zwar optional, runden die Story jedoch ab. Viel wichtiger: Ihr spielt Ethan nicht aus der Third-Person- sondern aus der Ego-Perspektive. Und die macht vor allem dann Sinn, wenn man sich das Game mit PlayStation VR gönnt – oder vielmehr: antut.


Mit oder ohne PlayStation VR?

Habt ihr euch in letzter Zeit mal den ersten Halloween-Film oder einen anderen Horror-Streifen aus dieser Zeit angeschaut? Solltet ihr machen. Und dann den Vergleich zu aktuellen Schockern ziehen. Ungefähr so ist der Sprung von der herkömmlichen Art, Resi 7 auf dem TV zu genießen, zur VR-Version. In der virtuellen Realität erreicht das Horror-Erlebnis schlicht eine neue Ebene, was das Spiel zum ersten echten Pflichtkauf für Sonys Headset macht. Allerdings nur für diejenigen, die in Sachen Horror wirklich gut was abkönnen.

Resident Evil 7 ist krass. Schlimmer als so ziemlich jedes andere Horror-Game der letzten Jahre. Die Macher ziehen alle Atmosphären-Register – mit unheilvollem Sounddesign, heftigen Jumpscares und expliziten Gewaltszenen, die immer auf den Punkt getimt sind. Auch wenn die Gegner in VR freilich eindrucksvoll sind und zu Beginn noch ordentlich schockieren – man gewöhnt sich im Spielverlauf ein Stück weit daran. Viel schlimmer als mit einer Schaufel abgeschlagene Köpfe ist der psychologische Horror. Mal hämmert es an der Tür, ein Ball rollt aus dem Kinderzimmer oder ein Gegenstand fällt wie aus dem Nichts um. Und dann sind da ja auch noch die Bakers, die euch ständig verfolgen und töten wollen. Das Tückische: Deren Laufwege sind unberechenbar. Ständig schwingt die Angst mit, jetzt könnte Familienoberhaupt Jack gleich hinter einem stehen und Ethan etwas über die Rübe ziehen. Erwischt er euch, ist das Spiel aber nicht zu Ende, vorher beginnt erst mal die Fluchtphase. Manchmal lässt er schnell wieder von euch ab. Manchmal verfolgt er euch aber durchs ganze Haus und gibt erst Ruhe, wenn er Ethan aufgespießt hat und der Game Over-Screen auftaucht. Gegen Ende des Spiels wird’s durch die überschaubare Anzahl an Gegnertypen etwas repetitiv. Hier hätte Capcom gerne noch ein paar abartige Design-Ideen einfließen lassen können.

Damit sich unter aufgestellte Nackenhaare und Ekel nicht noch Motion Sickness mischt, bietet das Spiel eine Reihe an Einstellungen für den VR-Modus. So lässt sich die Bewegungsgeschwindigkeit reduzieren, die Kopfbewegung in 30-Grad-Schritten vornehmen oder auch ein Gitternetz als Overlay anzeigen. Kann man alles machen, muss man aber nicht – sehr schön gelöst. Spielerisch bietet der VR-Modus sogar den Vorteil, dass man einfach um Ecken spähen kann. Beim normalen TV-Betrieb geht das nicht. Einziger Nachteil: Im PSVR-Betrieb muss man teils mit nachladenden Objekten leben. Momentan ist Resident Evil 7 zeitexklusiv für PlayStation VR. Später folgt dann auch Rift- und Vive-Support.


Fazit

Resident Evil 7 tut das, was die Reihe auch früher getan hat: Es jagt dem Spieler eine Heidenangst ein und tut dabei so, als hätte es die Action-Teile nie gegeben. In rund zehn Stunden ist man mit dem Horrortrip durch, aber der hat es dafür wirklich in sich. Technisch einwandfrei gemacht und atmosphärisch eine Wucht, darf sich das Spiel außerdem die VR-Krone aufsetzen. Kurz: Der beste Survival-Horror der letzten Jahre.


Details

  • Titel: Resident Evil 7: Biohazard
  • System: PC, PS4, Xbox One
  • Genre: Survival-Horror
  • USK: Keine Jugendfreigabe
  • Spieler: 1
  • Release: Bereits erhältlich
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