Brachiale Comic-Metzelei: No More Heroes: Heroe’s Paradise Bild: Konami Digital Entertainment

Brachiale Comic-Metzelei: No More Heroes: Heroe’s Paradise

Vor über drei Jahren meuchelte sich Travid Touchdown erstmals die Killer-Karriereleiter nach oben. No More Heroes war auf der Wii so erfolgreich, dass zwei Jahre später eine Fortsetzung folgte.

Konami und Entwickler Suda 51 drehten aber nochmal die Zeit zurück, denn jetzt ist mit No More Heroes: Heroes‘ Paradise für die PlayStation 3 eine Neuauflage des ersten Teils erhältlich. Und auch auf Sonys Konsole überzeugt das bizarre Abenteuer des Assassinen.

Krank! Und stylisch!

Wie schon beim Original für Nintendos Hampelmaschine schlüpft man bei No More Heroes: Heroes‘ Paradise in die Rolle des Auftragsmörders Travis Touchtown, der sich Hals über Kopf in die mysteriöse Sylvia verliebt. Diese ist Mitglied der United Assassins Association (UAA) und würde mit Travis vielleicht eine Nacht verbringen, sollte er der beste Mörder der Stadt werden. Dumm nur, dass er derzeit auf Platz 11 der fragwürdigen Rangliste steht. Was folgt, das ist ein wildes Geschlachte durch die Stadt Santa Destroy.

Travis lässt regelrecht die Köpfe allerlei Fieslinge rollen, am Schluss eines Szenarios steht immer ein Killer der UAA, der ermordet werden soll. Nur so kann Travis zum gefürchtetsten Killer aufsteigen und damit die mysteriöse Schönheit beeindrucken.

Aber das ist alles nicht so einfach. Auch auf dem niedrigeren der zwei Schwierigkeitsgrade ist No More Heroes: Heroe’s Paradise kein Zuckerschlecken. Die unzähligen Gegner aus der Klonfabrik wollen mit coolen Moves und Travis‘ schnieken Elektro-Katana zerlegt werden. Und das Ausführen spektakulär inszenierter und sehr blutiger Attacken ist keine Leichtigkeit. Mehrere Schlagarten, finale und besonders effektive Manöver und Power-Angriffe müssen erst einmal beherrscht werden, zudem erhält Travis im Verlauf effektivere Werkzeuge oder verbesserte Talente.

Das Kampfsystem ist recht fordernd, später aber auch etwas eintönig. Beispielsweise verwandelt man die Feinde auf fast immer ähnliche Art in leblose Fleischberge, permanent müssen Tastenkombinationen gedrückt und die darauffolgenden Sequenzen begutachtet werden. So spektakulär die Finish-Moves sind, irgendwann wird es ermüdend. Deutlich mehr Dynamik und Action kommt ins Spiel, wenn der PlayStation-Move-Controller eingesetzt wird. Dann erinnert No More Heroes: Heroes‘ Paradise sehr an die Wii-Vorlage, nur dass man mit seinen Bewegungen präziser als im Original die Bösewichte in die ewigen Jagdgründe schickt.

Abseits der Geschichte

Die Entwickler versuchten auch, No More Heroes gehörig aufzulockern. Mit einem futuristischen Bike düst man abseits der Killer-Jagd durch die Ortschaft, erfüllt kleinere Nebenaufträge und kauft sich vielleicht sogar Klamotten für seinen Helden. Die Story-unabhängigen Missionen unterstreichen den überzeichneten und sehr comichaften Look des Titels, unter anderem muss man Rasen mähen oder  Kokosnüsse sammeln. Ohnehin ist No More Heroes: Heroes‘ Paradise überaus witzig, schräg und alles andere als realistisch. Die hanebüchene Story ist total albern, die Charaktere nur Karikaturen und die Anspielungen verrückt. Sogar Travis selbst bezeichnet sein Leben als Spiel, und so präsentieren sich einige Elemente entsprechend, zum Beispiel die Killer-Highscore-Liste oder das Abspeichern des Spielstandes auf Toiletten.

Der Titel möchte unterhalten und Freude bereiten. Zugleich ist er eine Hommage an Action-Spiele allgemein, dezente Anspielungen an Spieleklassiker sind ebenfalls dabei. Hervorgehoben wird dieser eigenwillige Stil durch eine Comic-Grafik und einem grandiosen Art-Design. Aber: Die Lebenssaftfontänen und der permanent sehr hohe Gewaltpegel machen deutlich, dass No More Heroes: Heroes‘ Paradise wirklich nichts für Kinderhände ist.

Kleine Anpassungen

Zwar erstrahlt No More Heroes: Heroes‘ Paradise in einem schönen HD-Gewand, die Herkunft ist aber unübersehbar. Gerade die Darstellung der Stadt kann mit einem GTA IV nicht konkurrieren, es gibt nicht einmal ein richtiges Schadensmodell des eigenen Motorrads. Auch wirkt Santa Destroy recht detailarm und leblos, genauso stören die zu geringe Fernsicht, die gelegentlichen Ruckler und die langen Ladezeiten - und das trotz Installation auf der PS3-Festplatte. Trotzdem ist die PS3-Umsetzung schick genug, um nicht abzuschrecken. Der Sony-Fassung wurden auch neue Endbosse, die wahrlich hart zu knacken sind, spendiert.

Die Anpassungen an den Wireless-Gamepad und Move erweisen sich als überlegt und gelungen. Die Neuerungen und Verbesserungen sind insgesamt überschaubar, sodass sich ein Neukauf für Kenner der Wii-Version nicht lohnt. Wer dagegen noch nicht in den Genuss von No More Heroes gekommen ist, kann bedenkenlos zugreifen - wenn man sich nicht als zartbesaiteter Spieler ansieht.

No More Heroes: Heroes‘ Paradise ist ein reizvolles und inhaltlich sehr krankes Action-Feuerwerk, das Brutalität ohne Rücksicht auf Verluste verherrlich. Wieso die USK hier nicht die Schere ansetzen ließ, versteht man kaum. Aber was soll’s: Ist man volljährig und hatte man schon seine Freude mit Titeln wie Wet und ähnlichen grotesken Schlachte-Epen, wird man hier seine Freude haben. Da schaut man auch gerne über die dezente Monotonie bei dem Kämpfen hinweg, zumal No More Heroes: Heroes‘ Paradise eh viele andere launige Elemente besitzt.

Der Titel ist ein kleines Kunstwerk, das sicher nicht jedermanns Geschmack trifft. Lässt man sich auf den Stil und die übertriebene Gewalt ein, offenbaren sich schnell die großen Entertainment-Qualitäten, die der Meisterdesigner Suda 51 integrierte.



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