L.A. Noire: Gute Miene zu bösem Spiel Bild: Rockstar Games

L.A. Noire: Gute Miene zu bösem Spiel

Statt actionreich Verbrechen zu begehen wie die Antihelden von GTA, bekämpft der neue Rockstar-Held von L.A. Noire die Kriminalität mit Köpfchen.

Das australische Team Bondi hat ganze Arbeit geleistet und sein Action-Adventure rein atmosphärisch dem Stil des Rockstar-Flaggschiffs Grand Theft Auto angepasst. Wer jetzt allerdings deftige Action erwartet, wird enttäuscht. L.A. Noire legt die Betonung auf Adventure und ist der erfolgreiche Versuch dem Genre neue Seiten abzugewinnen bzw. es, wie letztes Jahr schon Heavy Rain, neu zu definieren.

L.A. Noire‘s Handlung spielt in Los Angeles, kurz nach dem Ende des zweiten Weltkriegs 1947. Hauptfigur ist Cop Cole Phelps, der seinem Dienst im LAPD (Los Angeles Police Departement) als Streifenpolizist nachgeht. Gleich zu Beginn wird er vor ein paar Aufgaben gestellt – so was wie Light-Versionen der noch kommenden 21 großangelegten Fälle, die ihn nach seiner Beförderung zum Detective erwarten. Diese leicht zu erlernenden Basics werden sich im gut 20-stündigen Spielverlauf grundsätzlich nicht verändern: Per Auto reist der Spieler mit Phelps zu den Tatorten. Dort angekommen werden die Gegend und gegebenenfalls das Opfer nach Hinweisen durchsucht. Phelps sammelt alle relevanten Informationen automatisch in seinem Notizbuch und arbeitet im weiteren Verlauf des Falles Punkt für Punkt ab – meist bei der Befragung von Zeugen und Verdächtigen.

Interaktiver Krimi fürs Auge

In den spannenden Verhören liegt die Substanz von L.A. Noire – das, wodurch sich das Spiel von anderen unterscheidet. Dank eines Motion Capturing-Verfahrens, das in diesem Aufwand bisher nur für Filme eingesetzt wurde, wirken Gestik und Mimik der Figuren beeindruckend realistisch. So sehr, dass dadurch eine glaubwürdige Simulation nonverbaler Kommunikation erreicht wird, die den Spieler vor die eigentlichen Herausforderungen von L.A. Noire stellt: Statt Schusswechsel bietet der interaktive Detektiv-Thriller spannende Wortgefechte – angefangen bei Durchschnittsgegnern über Minibosse bis hin zu harten Obermotzen. Das Resultat und damit den Handlungsfortschritt beeinflusst der Spieler durch die Auswahl an Fragen, basierend auf den Hinweisen aus seinem Notizbuch.

Um das Maximum aus seinem Gegenüber herauszuquetschen, hat er drei weitere Interaktionsmöglichkeiten: Er kann seine Aussagen glauben, anzweifeln oder als Lüge bezeichnen. Kleine Gauner verraten sich schnell durch nervöse Blicke, falsche Reaktionen oder unkontrollierte Gefühlsausbrüche. Die dicken Fische lassen hingegen wenig an sich heran und sind böse Meister der Schauspielerei. Hier gehört schon ein komplexes Netz an Hinweisen und Andeutungen zu durchschauen, um den Fall erfolgreich zu lösen. Schlimmstenfalls bricht der Befragte das Verhör ab und zwingt den Spieler zum nächsten Anlauf.

Englisch-Kenntnisse empfehlenswert

Zur Auflockerung der Rätselei hat Team Bondi hier einen Faustkampf, dort eine Verfolgungsjagd und zuletzt immer wieder eine kleine Schießerei im linearen Spielablauf platziert – in dieser Form eigentlich inkonsequent. Denn der geringe Schwierigkeitsgrad und viel zu kurze Ablauf der Passagen enttäuscht Action-Fans, während Adventure-Freunde sich eher davon gestört fühlen. Zum Loblied auf die Spitzengrafik des originalgetreu nachgebildeten Los Angeles der 40er Jahre und der gesamten Atmosphäre dieser Zeit (die hier gar nicht so öde wie ihr Ruf ist) kommt allerdings noch ein entscheidender Kritikpunkt: Die über 20 Stunden Dialog sind komplett in Englisch mit etlichen US-amerikanischen Dialekten und –Akzenten – mal schnell, nuschelnd oder leise gesprochen, so dass selbst Spieler, die des Englischen grundsätzlich mächtig sind, genau hinhören müssen.

Wer also während eines Verhörs auf deutsche Untertitel achtet, verpasst möglicherweise wichtiges Mienenspiel des Verhörten. Ansonsten sind gerade die Dialoge, auch mit dem Kollegen während der Autofahrt, (siehe GTA), allein schon den Preis dieses umfangreichen wie ausgefallenen Top-Titels wert.



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