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Gallowwalkers: Wesley Snipes als Rächer

Sieben Jahre nach den Dreharbeiten erscheint Gallowwalkers für das Heimkino. Wesley Snipes gibt den Racheengel des wilden Westens. Wie er sich als solcher schlägt, verrät unsere Kritik.
Die Dreharbeiten zu Gallowwalkers begannen bereits im Jahr 2006. Zwei Jahre später wurde dann nochmal nachgedreht und anschließend trat der Haudrauf-Mime und Gallowwalkers-Hauptdarsteller Wesley Snipes im Jahr 2010 seine dreijährige Haftstrafe an. Das ist die Kurzfassung, warum Gallowwalkers erst jetzt seinen Weg in den Handel findet und Wesley Snipes so ungewohnt frisch aussieht. Aufgrund seines Ausflugs hinter schwedische Gardinen wurde die Veröffentlichung dann aber auch noch künstlich hinausgezögert – PR hinter Gittern ist schließlich noch keinem Film bekommen.


Handlungswüste

Inmitten einer nicht näher benannten Wüste gibt sich der Revolverheld Aman (Wesley Snipes) seinen Rachegelüsten hin. Was er mit den Männern vorhat, nach denen er sucht, hat nicht gerade Kaffeekränzchen-Mentalität: Er will sie umbringen, weil sie seine Freundin vergewaltigt, geschwängert und so letztendlich in den Tod getrieben haben. Der Haken an der Geschichte: Aman ist verflucht. Jeder, der von ihm umgelegt wird, kehrt als Untoter ins Leben zurück. Allerdings haben die Auferstandenen mit klassischen Zombies wenig gemein, sondern sind zunächst nicht von normalen Menschen zu unterscheiden. Um den Schergen also endgültig den Garaus zu machen – einmal ins Jenseits befördert hat er die Truppe um Kansa (Kevin Howarth) schon –, engagiert er den Springinsfeld Fabulos (Riley Smith), den er vor dem Galgen rettet. Warum, ist nicht bekannt.

Klingt nach einer klassischen Rachestory ohne Schnörkel, die vielleicht  sogar gut unterhält, ohne zu überfordern. So einfach macht Gallowwalkers es dem Zuschauer aber nicht. Nur weniges ergibt Sinn, in der Siedlung Enochs Hammer, die den Hauptort der Geschehnisse darstellt. Deshalb bringt Snipes irgendwelche Sherriffs beispielsweise aus nicht nachvollziehbaren Gründen um. Die Frage, warum er erst fünf Jahre nach dem Ableben seiner Liebsten Rache übt, bleibt unbeantwortet. Die Beweggründe der einzelnen Charaktere und allen voran Amans Entscheidungen bleiben deshalb ein Mysterium, die Charakterentwicklung auf der Strecke. Viel zu oft verstrickt sich die Darbietung in Belanglosigkeiten. Immer wenn man einen roten Faden zu erkennen glaubt, entpuppt sich die Handlung wieder nur als Sammelsurium einzelner Szenen, die kaum zum Verständnis der Story beitragen. Was am Ende übrigbleibt, ist ein filmisches Mosaik verschiedener Szenen ohne richtige Daseinsberechtigung. Kurz gesagt: Die Handlung kommt daher wie ein führerloser Zug.


Blade des Wilden Westens  

Immerhin punktet Regisseur Andrew Gothe mit einigen schönen Design-Ideen. Der Einstieg zum Beispiel verzichtet auf Dialoge, zeigt stattdessen übertriebene Nahaufnahmen und großzügige Panoramen. Verkneift man sich das Bedürfnis nach einer schlüssigen Story, und genießt stattdessen die surrealen Bilder, lässt sich Gallowwalkers aber dennoch etwas abgewinnen. Der stilistisch eingeschlagenen Route folgt Gothe nämlich konsequent. Zwar bleibt beispielsweise auch die genauere Bedeutung von Enochs Hammer im Dunkeln, das düstere Design samt seinen mythischen Symbolen und den apathischen Einwohnern vermittelt eine Beklemmtheit, die gefällt.


Fazit

Auf Handlungsebene ist Gallowwalkers schlicht ein Griff ins Klo. Man merkt dem Streifen an allen Ecken und Enden an, dass das Produktionsteam – auch bedingt durch Snipes’ Abwesenheit – improvisieren musste und das Ergebnis deshalb nicht der ursprünglichen Vision gleichkommt. Dennoch schafft es der Film immerhin, mit packenden Bildern einen gewissen bedrückenden Charme aufzubauen. Wer die erzählerischen Schwächen ausblenden kann, kommt atmosphärisch auf seine Kosten. Freunde guterzählter Geschichten lassen Gallowwalkers aber links liegen.


Details

  • Titel: Gallowwalkers
  • Land/Jahr: USA/Großbritannien 2012
  • System: DVD, Blu-ray
  • Genre: Horror
  • FSK: Keine Jugendfreigabe
  • Regie: Andrew Gothe
  • Darsteller: Wesley Snipes, Kevin Howarth, Riley Smith
  • Extras: Interviews, B-Roll, Originaltrailer, Trailershow
  • Release: Bereits erhältlich
  • Laufzeit: 93 Min.
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