Ein Einbruch für ein neues Leben
Der erste: Anders als bei Evil Dead setzen die Zwei bei Don’t Breathe nicht auf Übernatürliches, sondern eine authentische Thriller-Basis. Und die findet schon mit den Protagonisten ihren Ursprung. Die Akteure und Teenager Alex (Dylan Minnette), Rocky (Jane Levy) und Money (Daniel Zovatto) halten sich mit kleineren Raubüberfällen über Wasser, achten aber darauf, nie Beute im Wert von mehr als 10.000 Dollar mitgehen zu lassen. Um im schlimmsten Fall nicht als Schwerverbrecher in den Knast zu wandern, sondern mit einer milden Strafe davonzukommen. Aber damit kommt man nicht weit genug. Und weit genug heißt zumindest in Rockys Fall, ihre kleine Schwester einzupacken und mit ihr der alkoholkranken Mutter und dem deprimierenden Detroit zu entfliehen. Auch wenn eine etwas detailliertere Charakter-Beleuchtung schön gewesen wäre: Es reicht, um die Beweggründe zu verstehen. Die Konsequenz soll jedenfalls der erste und letzte richtige Einbruch sein. Ein alleinstehender Golfkriegs-Veteran (Stephen Lang) soll in seinem Haus mehrere 100.000 Dollar aufbewahren. Dass der Mann blind ist, führt nur temporär zu Gewissensbissen, doch der daraus resultierende Twist zwischen dem nassforschen Money und dem zurückhaltenden Alex deutet sich hier bereits an und findet kurze Zeit später seinen Höhepunkt. Aber was kann schon schiefgehen, wenn man in das Haus eines Blinden einsteigt? Nun, wenn man es mit einem körperlich überlegenen Kriegsveteran mit einem deutlichen psychischen Knacks zu tun hat, doch einiges.
Wenig Budget, kein Schnickschnack
Und hier wären wir beim zweiten Punkt: Anders als es das kleine Horror-Einmaleins vorschreibt, begleitet der Zuschauer hier die Invasoren und nicht den Hausbesitzer. Durch das Brechen dieser Konvention weiß der Zuschauer über lange Strecken selbst nicht recht, wer hier eigentlich im Recht und wer im Unrecht ist, was Don’t Breathe noch auf einer weiteren Ebene spannend macht. Inszenatorisch plustern die Macher das Handicap des Antagonisten zum Dreh- und Angelpunkt auf, rechtfertigen so die gemächliche Gangart des Films und ermöglichen so besonders starke Momente. Die verfeindeten Parteien treffen hier nämlich vergleichsweise selten aufeinander. Wenn, dann sind die Konfrontationen aber besonders heftig und gespickt von coolen, wenn auch nicht besonders innovativen Einfällen. Etwa wenn es zum vorläufigen Showdown im stockdunklen Keller kommt, die Einbrecher genauso wenig sehen wie ihr Widersacher, der ihnen aber sein geschultes Gehör voraushat. Oder wenn Kameramann Pedro Luque eine Art dramatische Ironie schafft, indem er bestimmte Objekte fokussiert, die später noch wichtig werden.Und so schafft Don’t Breathe eine permanent aufgeladene Stimmung, praktisch ohne Effekte, ohne teures Set, ohne Schnickschnack. Nur mit seiner verzweifelten Atmosphäre sowie der ständig im Nacken sitzenden Bedrohung – genau deshalb und trotz eines Budgets von nur zehn Millionen US-Dollar ist er so effektiv. Unterm Strich bleibt Don’t Breathe damit einer der gelungensten Horror-Thriller seit langem.