Metal Gear Solid 5 - The Phantom Pain: Der Stealth-Koloss im Test Bild: Konami Digital Entertainment

Review

Metal Gear Solid 5 - The Phantom Pain: Der Stealth-Koloss im Test

Über 80 Millionen Dollar an Entwicklungskosten und riesige Erwartungen: Ob Metal Gear Solid 5 - The Phantom Pain das erhoffte Schwergewicht ist, verrät unser Test.
In unserem Ground Zeroes-Test haben wir ja geraten, Metal Gear Solid: Peace Walker aus dem Jahr nachzuholen. Das habt ihr hoffentlich alle gemacht, da The Phantom Pain an das PSP-Game aus dem Jahr  2010 anknüpft. Jetzt wird’s ernst: The Phantom Pain ist da und besiegelt die bisher so fruchtbare Zusammenarbeit von Konami und Game Designer Hideo Kojima samt seiner Firma Kojima Productions.

Snake hat die Wartezeit zwischen dem spielbaren Prolog Ground Zeroes und dem fertigen Spiel The Phantom Pain nicht so gut weggesteckt. In der Zeitspanne zwischen den beiden Spielen lag er im Koma; neun Jahre, um genau zu sein. In einem Krankenhaus in Zypern. Inkognito. Schließlich will ihn die feindliche XOF-Organisation, die während einer alternativen Version des Kalten Krieges im Jahr 1984 operiert und für die Zerstörung der Mother Base in Ground Zeroes verantwortlich ist, noch immer tot sehen. Der Arm, den er eingebüßt hat, ist da noch das kleinste Problem. Nach dem Aufwachen zum Spielstart bricht direkt die Hölle los und die Fluchtszene bildet den spielbaren Prolog, der an inszenatorischem Bombast kaum zu überbieten ist. Das ist Metal Gear, wie es die Fans lieben!


Gameplay > Cutscenes

Doch Kojima verfolgt mit seinem Abschluss der Reihe einen anderen Ansatz: The Phantom Pain versteht sich als Open-World-Thriller und der wecht deutlich ab vom linearen Prinzip der Vorgänger. Statt 50/50 durch Schlauchlevels zu schleichen und Cutscenes zu schauen, gibt sich Teil fünf deutlich Gameplay-lastiger. In 50 Haupt- und 150 Nebenmissionen darf sich der Spieler austoben – und zwischendurch natürlich auch die eine oder andere Szene begutachten. Auch wenn wir konzeptbedingt vor allem im ersten Spieldrittel die ausgewogene Gameplay/Cutscene-Mischung etwas vermissen, die die letzten Teile eher wie einen interaktiven Film wirken ließ.

Das Anfangsprozedere der Missionen läuft immer ähnlich ab, bevor das Game dem Spieler dann endgültig freie Hand lässt: Snake lässt sich aus dem Hubschrauber an einen bestimmten Punkt nahe des Missionsgebiets abwerfen und schlägt sich dann durch. Wo genau befindet sich das Ziel? Wie kommt man dorthin und welche Steine legt einem das Game in den Weg? Die Antworten fallen jedes Mal anders aus, da The Phantom Pain zig verschiedene Herangehensweisen erlaubt und die Gegner-KI verschiedenste Vorgehensweisen parat hält. Der smarteste Weg, sein Ziel zu erreichen, liegt traditionell darin, sich so leise, schnell und untödlich wie möglich durch die Mission zu hangeln, da dafür am Ende der Episode auch die meisten Punkte und Boni warten.

Also erst mal das Fernglas zücken, die Gegend auskundschaften und Feinde markieren, damit sie auch durch Mauern hindurch sichtbar sind. Statt die Gegner umzulegen, fährt man besser, sie von hinten zu packen, zu verhören, ihnen wichtige Infos oder Items aus dem Kreuz zu leiern und sie anschließend unsanft schlafen zu schicken. Verstecken nicht vergessen! Bewusstlose Kollegen machen die Wachen nämlich misstrauisch. Am besten funktioniert die leise Version natürlich in der Dunkelheit – dem dynamischen Tag- und Nachtwechsel sei Dank.

Klar, man kann sich auch aufführen wie die Axt im Wald. Die super Steuerung von Metal Gear Solid 5 erlaubt actionreichere Manöver. Aber die Gegner-KI ist für Metzeleien vor allem in den höheren Missionen zu gut. Außerdem bringt Snake neben schwerem Geschütz auch ein ganzes Arsenal an Betäubungsgewehren und Hightech-Gadgets mit, die verschiedene taktische Herangehensweisen unter dem Radar ermöglichen. Besonders cool: Jedes Stück Ausrüstung lässt sich von der Forschungsabteilung verbessern und mit neuen Features ausstatten. Das reicht von neuen Farben für den Tarnanzug bis hin zur Raketenfunktion für Snakes Armprothese. Es gibt Schilde, Luftunterstützung, eine Panzerung fürs Pferd, das ihn durch die Hügel Afghanistans und die afrikanische Savanne navigiert und, und, und. Kojima und sein Team geben dem Spieler die nötigen Hilfsmittel an die Hand. Wie er die Attentate, Entführungen oder Rettungsaktionen letztlich durchführt, bleibt ihm überlassen. Soll eine Zielperson bei einem Geheimtreffen dran glauben, kann sich Snake eine passende Position suchen und sie mit dem Scharfschützengewehr ausschalten. Oder er startet ein groß angelegtes Ablenkungsmanöver, indem er die Kommunikationseinrichtungen lahmlegt. Oder er belädt einen Truck mit Sprengstoff, kämpft sich ins Missionsgebiet vor und jagt das Vehikel wie ein Berserker in der Nähe des Ziels in die Luft. Metal Gear Solid 5 ist das egal.


Die Mother Base als sicherer Hafen

Als Ausgleich zum Missionsalltag als Agent und als Oase der futuristischen Entwicklungen dient dabei die Mother Base – eine zum Militär- und Forschungs-Stützpunkt umfunktionierte Bohrinsel, die einst von XOF zerstört wurde, die Snake zusammen mit seinen Weggefährten Ocelot und Kazuhira Miller aber wieder aufbaut. Die Insel der Diamond Dogs, so der Name der Söldnertruppe, wird im Story-Verlauf immer wichtiger. Außerdem bringt sie gleichzeitig Aufbau-Elemente ins Spiel, die die Action-Adventure-Strukturen aufbrechen, was für noch mehr Abwechslung sorgt – aber auch einige Eingewöhnungszeit beansprucht. Rekruten-Nachschub liefert Snake selbst, indem er die ausgeknockten Feinde per Fulton-Lufttransport – ein Ballon, an dem die Feinde befestigt und weggeflogen werden – zur Mother Base transportieren lässt, wo sie rekrutiert und gemäß ihrer Fähigkeiten in ein bestimmtes Team gepackt werden.

Auch wenn dieser Aufbau-Part des Spiels und die offene Spielwelt die Schere zwischen dem eigentlichen Spielen und den Cutscenes etwas weiter auseinanderklaffen lässt als in alten Teilen: Kojima liefert auch für The Phantom Pain wieder eine Story ab, die die meisten anderen Games in den Schatten stellt. Die Fehde zwischen den Diamond Dogs und XOF ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Wer den Abspann über den Screen flimmern sehen will, muss natürlich Zeit haben. Metal Gear Solid 5 ist nämlich zu einem richtigen Gameplay-Koloss geworden, der eine halbe Ewigkeit unterhält. Laut Kojima ist The Phantom Pain 200 Mal größer als Ground Zeroes. Könnte hinkommen. Aber: Gerade Einsteiger dürften sich von der Optionsvielfalt erschlagen fühlen. Wer nicht mindestens Peace Walker und Metal Gear Solid 3: Snake Eater gespielt hat, dürfte darüber nur wenig von der Story verstehen. Immerhin: Mit abgeschlossenen Missionen erhält Snake Audiokassetten, die Hintergrundinfos parat halten und die sich jederzeit im Hauptmenü anhören lassen.


Fazit

Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain fesselt von der ersten Minute an. Hideo Kojima und sein Team paaren hier ausgereifte Technik mit grandioser Story und nervenaufreibendem Missionsdesign sowie einem richtig guten Soundtrack und filmreifen Sprechern inklusive Kiefer Sutherland. Technische Mäkel: Ab und an zu spät ladende Texturen, mehr nicht. Kurzum: Wir halten Snakes letztes Kojima-Abenteuer für die nahezu perfekte Symbiose aus alten Metal Gear-Stärken und neuen Elementen, ohne die DNA der Reihe zu verwässern. Nur Einsteiger haben es wie immer schwer.

Einen Grafikvergleich, die Systemvoraussetzungen und die technischen Unterschiede findet ihr auf unsererMGS 5-Themenseite.



Details

  • Titel: Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain
  • System: PC, PS3, Xbox 360, PS4, Xbox One
  • Genre: Action-Adventure
  • USK: Keine Jugendfreigabe
  • Spieler: 1
  • Release: Bereits erhältlich
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