Test Test Bild: Rockstar Games

GTA 5: Das beste Game für die aktuelle Konsolengeneration

Selten war der Hype um ein Videospiel so groß wie zu Grand Theft Auto 5. Die Fanbase ist riesig, die Entwicklungskosten enorm, das Ergebnis eines der besten Games bis dato.
Den Grundstein für die verbrechensreiche Story legt ein Banküberfall. Michael, Trevor und deren Kumpel Brad rauben eine Bank aus. Um ein paar Millionen reicher, greifen die Cops ein. Die Flucht gelingt aber nur Trevor. Michael und Brad werden niedergeschossen. Zeitsprung: Neun Jahre später hat sich Michael in Los Santos, dem Ebenbild von Los Angeles, im Bundesstaat San Andreas niedergelassen. Durch einen Deal mit dem FIB (Federal Investigation Bureau) gilt er offiziell als tot und verbringt seine Tage damit, sich abwechselnd auf der Terrasse seiner Villa zu betrinken und auf der Couch seines Psychiaters auszurasten. Denn auch wenn Ruhe in seinem Leben eingekehrt ist: Seine Familie, bestehend aus seinem faulen Sohn, seiner nach Ruhm lechzenden Tochter und seiner fremdgehenden Frau, geht ihm gehörig auf die Nerven.


Eheprobleme und Möchtegern-Gangster

Parallel dazu schlägt sich der Nachwuchsgangster Franklin im Getto mit Autoschiebereien durch, immer auf den ersten großen Coup lauernd. Bei einer seiner Auto-Abholaktionen, wie es sein Boss nennt, trifft er auf Michael. Eine Freundschaft bahnt sich spätestens dann an als die beiden losziehen, um die Hütte des Tennislehrers, mit dem Michaels Frau fremdgeht abzureißen. Blöd nur, dass Michael zu spät bemerkt, dass das Objekt, das er gerade dem Erdboden gleichgemacht hat, irrtümlicherweise einem mexikanischen Gangsterboss gehört. Um sich bei ihm freizukaufen, stellt er eine Crew zusammen und plant das nächste große Ding. Durch das von dem Überfall verursachte Medienecho wird der völlig wahnsinnige, Crystal-kochende und aggressive Trevor auf seinen totgeglaubten Kumpel aufmerksam – und ist erst mal nicht begeistert von der Tatsache, dass Michael nach seiner „Auferstehung“ nie angerufen hat.

Um den Spieler nicht zu überfordern, werden die spielbaren Charaktere nacheinander eingeführt. Zu Beginn stehen jeweils längere Passagen mit jeder einzelnen Figur an, die erst mal eine eigene Storyline verfolgen, bevor sich die Handlungsstränge kreuzen. So kriegt der Spieler ein Gefühl für jeden einzelnen der starken und unterschiedlichen Charaktere. Sind erst mal alle verfügbar, lässt sich meist nach Belieben zwischen ihnen wechseln. Cool: Um die Dynamik der lebhaften Spielwelt zu wahren, gibt’s bei jedem Charakter-Switch eine Mini-Zwischensequenz. Wer zu Michael wechselt, erwischt ihn möglicherweise mit einem Glas Whiskey beim Sonnenbaden auf der Terrasse; Trevor findet man auch ganz gern sternhagelvoll nur mit Unterhose bekleidet am Boden seines Apartments.


Der erste große Coup

Jeder Charakter verfügt dabei über eine eigene Geschichte mit eigenen abwechslungsreichen Missionen, in denen Boote gekapert, Drogenbosse überfallen und sich Verfolgungsjagden geliefert werden. Wenn geballte Gangsterkraft erforderlich ist, kommen Michael, Trevor und Franklin aber für größere Coups zusammen. Ein Beispiel relativ früh im Spiel: Michael will mit Kumpel Lester einen Juwelier ausrauben. Bevor sie jedoch zuschlagen, ist einiges an Vorbereitung nötig. Michael spaziert vorab in feinem Zwirn in den Laden, lässt sich beim vermeintlichen Ringkauf beraten und knippst heimlich Fotos von Überwachungskameras und Lüftungssystem. Zurück im Versteck werden dann auf einer Pinnwand mögliche Vorgehensweisen zurechtgelegt: Reingehen und alles niederschießen oder versteckt angreifen? Wir entscheiden uns für die leise Methode. Lester schlägt vor, sich als Kammerjäger zu tarnen, also wird in zwei voneinander getrennten Missionen der Truck einer Schädlingsbekämpfungsfirma geklaut und Gas besorgt. Jetzt noch eine Crew zusammenstellen und ab geht’s. Doch sollte gut überlegt sein, welche Gangster man anheuert: Zwar verlangen erfahrenere Kriminelle einen höheren Anteil von der Beute, lassen sich aber auch nicht so leicht erschießen und sorgen für mehr Zeit beim Raub. Der Plan wird ausgeführt. Erst als Franklin aufs Dach, um die Belegschaft mit Gas aus dem Lüftungsschacht schlafen zu legen, anschließend mit Michael die Vitrinen plündern.

Wie es sich gehört, kriegt ein Wachmann Wind von der Aktion, der sogleich niedergeschlagen wird. Zu spät, die Sirenen sind schon zu hören, eine Verfolgungsjagd entbrennt. Das Spiel wechselt wieder zu Franklin, der sich auf dem Motorrad durch enge Gassen schlängelt, quer über die Autobahn brettert und anschließend nach einem Sprung von der Brücke durch einen sich im Bau befindenden U-Bahn-Schacht rast – die Polizei immer dicht auf den Fersen. Ein unerfahrenes Crew-Mitglied überlebt die Hetzjagd nicht und bleibt am Eingang des U-Bahn-Schachts hängen. Tja, hätte man lieber nicht bei der Auswahl der Gangster gespart. Immerhin schafft es einer aus der Crew noch, den Rucksack mit den Diamanten einzusammeln. Nachdem die Cops abgehängt sind, ist Michael und Franklin erst mal zum Trinken zumute, während Lester bereits mit der Geldwäsche beginnt. Einige Tage später wandern gut 600.000 Dollar auf unser Konto, während die Protagonisten schon wieder knietief im Gangstersumpf stehen. Klasse, eine willkommene Neuerung zu den traditionellen GTA-Missionen und absolut filmreif in Szene gesetzt. Die Tatsache, dass sich die Skills der Crew-Mitglieder bei jedem erfolgreichen Bruch verbessern, fügt der spannenden Räuberei eine taktische Komponente hinzu.

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Gangster bei Nacht, Immobilien-Guru bei Tag

Apropos Taktik: Wie erstmals in GTA: Vice City darf der Hobby-Gangster auch in Grand Theft Auto 5 wieder diverse Immobilien erwerben, um beispielsweise Drogen zu Land und zu Luft zu exportieren. Doch nicht  nur als Schmuggler lässt sich abseits der Story Zeit vertreiben. Autos aufmotzen, golfen, Tennis spielen, die Flugschule besuchen, einen Lapdance im Stripclub genießen, Klamotten shoppen, sich tätowieren lassen, ins Kino gehen oder einfach durch die riesige Welt von Los Santos rasen – man kann Stundenlang Spaß mit GTA 5 haben, ohne auch nur eine Mission zu absolvieren. Das liegt aber nicht nur an der Vielzahl an Aktivitäten, sondern auch an der enormen Bandbreite an Vehikeln und der schön detailreichen und abwechslungsreichen Spielwelt. Egal ob Wüstenlandschaften, Wälder oder der Großstadt-Dschungel im Zentrum von Los Santos: An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, jeder Platz ist einen Besuch wert. Die oft satirischen Dialoge, die die Charaktere zum Beispiel während der Autofahrt während einer Mission abhalten, setzen der Atmosphäre auf. Wenn Trevor auf dem Weg zum Klau eines U-Boots über den Niedergang der amerikanischen Gesellschaft philosophiert, kann man sich den Lacher nicht verkneifen. Dazu gibt's diverse Radiosender mit bekannten Moderatoren und insgesamt 240 Songs, die von Rihanna über N.W.A. bis hin zu Black Flag reichen.

Die von uns getestete PS3-Version punktet dabei in sämtlichen Gebieten mit meist stabiler Framerate und guter Weitsicht. Dennoch: Die Gesichtsanimationen wirken hölzern und wenn arg viel auf dem Bildschirm los ist, geht die Bildrate auch mal in die Knie und Ruckler und zu spät nachladende Texturen machen sich bemerkbar.

Auf der Gameplay-Seite belässt es Rockstar größtenteils bei bewährten Mechaniken, verfeinert diese aber mit einem Max Payne 3-ähnlichem Deckungssystem, diversen Steuerungsoptionen, Spezialfähigkeiten und Charakter-Skills. Letztere kennt der GTA-Veteran ja bereits aus San Andreas.


Übertrieben?

Mit all den moralisch fragwürdigen Beschäftigungen in GTA 5 geht natürlich ein nicht zu verachtender Gewaltanteil einher. Völlig zurecht hat die USK dem neuen Rockstar-Spiel eine Jugendfreigabe verweigert. Und in so mancher Situation staunt man nicht schlecht über die Tatsache, dass GTA 5 hierzulande überhaupt in seiner ursprünglichen Form erscheint. Beispielsweise als Trevor einen Biker aus einer völlig nichtigen Meinungsverschiedenheit heraus einfach umbringt. Zweifelsohne zu krass – auch wenn derartige Schockmomente zur Glaubwürdigkeit der aufreibenden Handlung beitragen.


Fazit

Klar, die schiere Größe der Spielwelt und der Detailreichtum treiben die Hardware von PS3 und Xbox 360 an ihre Grenzen, sodass Pop-Ups und Framerate-Einbrüche nicht ausbleiben. Dazu hat das Game mit einigen KI-Aussetzern zu kämpfen. Trotzdem liefert Rockstar mit GTA 5 das wohl wichtigste, vielseitigste und vielleicht auch beste Game der aktuellen Konsolengeneration ab. Das Missionsdesign kriegt die volle Punktzahl, die englische Synchronisation traditionell sowieso. Man merkt diesem Spiel das Herzblut und die Liebe zum Detail der Entwickler an allen Story-Ecken und Gameplay-Enden an. Selten war eine Spielwelt so lebendig und voll von so vielen innovativen Ideen. Mehr geht auf PlayStation 3 und Xbox 360 nicht.



Details

  • Titel: Grand Theft Auto 5
  • System: PS3, Xbox 360
  • Genre: Action
  • USK: Keine Jugendfreigabe
  • Spieler: 1
  • Release: Bereits erhältlich
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