Nymphomaniac VOL. I & II - Die Heimkino-Version im Check Bild: Concorde Home Entertainment

Von Lars von Trier

Nymphomaniac VOL. I & II - Die Heimkino-Version im Check

Lars von Trier hat es gern extrem. Für seinen neuen Film Nymphomaniac gilt das nicht nur in Sachen Länge, sondern auch für die explizite Sex-Darstellung. Ob Nymphomaniac aber wirklich ein Skandalfilm geworden ist? Unsere Kritik zur Kinofassung.
Lars von Trier ist nun wirklich nicht Everybody’s Darling. Allerdings kann ihm auch der größte Gegner sein Talent und die Eigenständigkeit, die seinen Filmen innewohnen, nicht absprechen. Er provoziert nun mal gern. Manchmal ziemlich stumpf mit Hitlerwitzen während Filmfesten. Manchmal mit gleichermaßen intelligenten und anstößigen Filmen. Entsprechend ist auch Nymphomaniac wieder ein echter Trier geworden. Auch wenn der Regisseur seinen Zweiteiler im Vorfeld als Porno angekündigt hat, ist Nymphomaniac am Ende natürlich kein reinrassiger Sex-Film geworden. Viel mehr versteckt sich unter all der Porno-PR ein Psychodrama über eine 50-jährige Nymphomanin – mit viel Sex, zugegeben. Joe (Charlotte Gainsbourg), so ihr Name, wird eines kühlen Winterabends von dem Junggesellen Seligman (Stellan Skarsgard) in desolatem Zustand gefunden. Weil sie trotz schlimmer Verletzungen durch eine Schlägerei nicht ins Krankenhaus will, nimmt er sie mit nach Hause.


Pornodarsteller verpflichtet

Anschließend erzählt die Nymphomanin ihrem Retter in acht Akten und rund vier Stunden Laufzeit ihre Lebensgeschichte, inklusive Analsex, Masturbation und Sadomasochismus. Von Trier holt dafür bis zur Jugend Joes aus und zeigt beispielsweise, wie sie den Automechaniker Jérôme (Shia LaBeouf) zur Entjungferung nötigt oder wie sie sich mit einer Freundin (Sophie Kennedy Clark) durch die männlichen Passagiere eines Zuges poppt, um eine Wette zu gewinnen: wer kann die meisten Männer während der Zugfahrt verführen. Szenen wie diese (ungefähr bis zu Joes 30.) verkörpert übrigens nicht Gainsbourg, sondern die Newcomerin Stacy Martin. Die junge Britin spielt ihre Rolle ähnlich zerrissen wie Charlotte Gainsbourg und sieht der Hauptdarstellerin dabei sogar noch erstaunlich ähnlich. Außerdem liegt ihre Hemmschwelle ähnlich niedrig, wenn man bedenkt, wie oft und ausufernd sie Joes Sexsucht vor der Kamera darstellt. In wirklich heftigen Posen sind die verpflichteten Schauspieler aber nie zu sehen, für die Hardcore-Szenen hat von Trier Porno-Doubles eingesetzt.


Philosophie und Analsex

Immer wieder unterbricht ihr Retter Seligmann die Schilderung der Sexszenen mit seinen Kommentaren, wodurch Nymphomaniac den Spagat zwischen Quasi-Porno und Charakterstudie wagt. Das funktioniert über weite Strecken recht gut, allerdings fällt von Triers neuer Film trotz vermeintlicher Skandalinhalte etwas zu einfallslos aus, als dass er über seine extreme Laufzeit durchgehend bei der Stange halten könnte. Es sind Szenen wie das Auftauchen von Uma Thurman als gehörnte Ehefrau, die ihren Mann in Flagranti mit seiner jungen Geliebten erwischt, die unerwartete Reaktionen beim Zuschauer hervorrufen. Visuell kann man dem Regisseur wiederum keinen Vorwurf machen. Kameramann Manuel Alberto Claro sorgt für perfekte Bilder, wie er es auch bereits bei Melancholia getan hat. Und in Sachen Besetzung gibt es neben den beiden beeindruckenden Hauptdarstellerinnen durch die Auftritte von Christian Slater, Shia LaBeouf, Uma Thurman und Udo Kier nichts zu meckern.



Details

  • Titel: Nymphomaniac VOL. I & II
  • Land/Jahr: DAN/D/F/S 2013/2014
  • System: DVD, Blu-ray
  • Genre: Drama
  • FSK: Ab 16 Jahren
  • Regie: Lars von Trier
  • Darsteller: Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBoeuf
  • Extras: Interviews mit Charlotte Gainsbourg, Stellan Skarsgård, Stacy Martin, Shia LaBeouf, Trailer
  • Release: Bereits erhältlich
  • Laufzeit: 241 Min. + 43 Min. Bonus
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