Silent Hill Downpour: Zurück zu den Wurzeln Bild: Konami

Silent Hill Downpour: Zurück zu den Wurzeln

Während Capcom mit seiner Resident Evil-Reihe von Teil zu Teil immer weiter in Action-Gefilde abdriftet, hat Konami mit Silent Hill Downpour das genaue Gegenteil im Sinn. Ob die neue, alte Dosierung zündet, verrät entertainweb im Test.

Wer den Werdegang von Silent Hill über die Jahre mitverfolgt hat, weiß, dass die Reihe ab einem gewissen Zeitpunkt eine etwas andere Richtung eingeschlagen hat. Der subtile Horror, geprägt von ruhigen Momenten und unterschwelligen Schockmomenten, wich einem höheren Action-Grad und stieß so einige Serien-Veteranen vor den Kopf. Der Gipfel dieser Evolution: Silent Hill - Homecoming aus dem Jahre 2009. Der nunmehr achte Ableger Downpour soll unter den Fittichen des noch unbekannten Entwicklers Vatra Games an die Zeit vor der „Action-Wende“ anknüpfen.

Neues Spiel, neuer Held

Wie fast jeder Teil, führt auch Silent Hill Numero Acht einen neuen Protagonisten ein. In diesem Fall heißt er Murphy Pendleton, ist Strafgefangener und soll in eine andere Vollzugsanstalt verlegt werden. Auf dem Transport dorthin kommt der gesicherte Gefängniswagen von der Straße ab und rauscht die Klippen hinab. Als Murphy nach dem Durcheinander wieder zu Besinnung kommt, scheinen alle um ihn herum tot zu sein. Fortan blickt der Spieler dem Akteur über die Schulter und manövriert ihn durch den hiesigen Wald, um sich schließlich in der verlassenen Kleinstadt Silent Hill wiederzufinden. Ganz anders als bei vorangegangenen Teilen lässt einem das Spiel jedoch eine ganze Menge Zeit, bevor der Horror schließlich beginnt. Die erste prägnante Szene nach einiger Spielzeit: Murphy marschiert in ein nahegelegenes Diner. Als dort plötzlich Feuer ausbricht, betätigt er den Notschalter, woraufhin die Sprinkleranlagen Wasser über den alten Ledersitzen verteilen.

Doch was ist das? Scheinbar durch den Kontakt mit dem kühlen Nass, beginnen die Wände zu bröckeln. Binnen weniger Sekunden verändert sich der ganze Raum und mutiert zu einem nicht wieder zu erkennenden dreckigen Ort. Kurz darauf tut sich eine Art schwarzes Loch hinter Murphy auf und droht ihn einzusaugen – Gott weiß wohin. Also nimmt er die Beine in die Hand, um zu fliehen. Doch egal wie schnell er rennt, die Umgebung verändert sich ständig, Korridore werden länger und Treppen scheinen ins Endlose zu führen. Das ist sie, die sogenannte Otherworld, eine Parallelwelt, die sich immer wieder auftut und einen (un-)angenehmen Ausgleich zum titelgebenden vernebelten Horror-Städtchen darstellt.

Ja, Downpour ist voll von derartigen Momenten, wenngleich das Design etwas „harmloser“ wirkt, als beispielsweise bei den ersten beiden Teilen. Die verstörenden Soundeffekte samt den Kompositionen von Daniel Licht unterstützen dieses Feeling noch. Trotzdem hat Vatra einige Änderungen angeregt. So gewährt das Spiel weit mehr Freiraum als sämtliche Vorgänger. Immer wieder trifft der Spieler auf Charaktere, die Quests anbieten. Hier einen verlorenen Gegenstand zurückbringen, dort ein Puzzle lösen – solche Dinge eben. Ab und an verlangt Downpour sogar eine moralische Entscheidung, die sich auf das Ende des Spiels auswirkt. Darüber hinaus legen die Macher mehr Wert auf ruhige Momente, schraubt den Action-Anteil gehörig zurück und lässt so schon fast Adventure-Feeling aufkommen. Super – zumal die zahlreichen Rätsel fast durch die Bank überzeugen.

Auch auf der Design-Seite streut Vatra einige Ideen ein. Die schon fast legendären mutierten Krankenschwestern früherer Teile gehören nun endgültig der Vergangenheit an. Stattdessen kämpft der Spieler mit Haushaltsgegenständen wie Messern, Brettern oder ganz selten auch mal mit Pistolen gegen sogenannte Schreihexen oder ähnliche Fieslinge. Leider ist die Gegnervielfalt recht überschaubar, was der Atmosphäre ein wenig Potenzial nimmt, genau wie die hakelige Kampfsteuerung .

Oldschool, auch technisch

Weitaus mehr Einbußen gehen aber auf das Konto der mittelmäßigen Technik. Vor allem die PS3-Version hat mit herbem Zeilenversatz, Framerate-Einbrüchen und Pop-Ups am laufenden Band zu kämpfen. Zudem wirken die Texturen teilweise nicht besser als beim Vorgänger Homecoming – und der stammt bekanntlich aus dem Jahr 2009. Da macht sich der Eindruck breit, als wäre der Entwickler mit der Aufgabe zumindest technisch überfordert gewesen.

Es lässt sich also nicht leugnen: Silent Hill Downpour hat mit einigen Problemen zu kämpfen, die den Spielspaß teilweise tatsächlich trüben. Trotzdem lässt Horror-Fans das rund 15 Stunden andauernde Abenteuer einmal gestartet nicht mehr so schnell los. Man will einfach mehr über diesen Murphy erfahren, was er angestellt hat und was Silent Hill noch für ihn parat hält. Berstende Soundeffekte, verstörende Musikuntermalung und die gute englische Synchronisation erledigen den Rest. Horror-Fans, speziell Freunde der ersten beiden Silent Hill-Teile, greifen zu.



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