Uncharted 4: Drakes Abgangs-Abenteuer im Test Bild: Sony Computer Entertainment

A Thief's End

Uncharted 4: Drakes Abgangs-Abenteuer im Test

Die PS4 hat endlich ihr Uncharted – aber wohl auch ihr letztes. Ob der wohl finale Teil der Exklusiv-Reihe zum Abschied nochmal alles andere toppt? Uncharted 4 im Test.
Nathan Drake ist einer der Gründe, warum die PlayStation-Konsolen so erfolgreich sind. Uncharted ist schließlich seit dem Erstling aus dem Jahr 2007 ein verlässlicher System Seller. Trotzdem wagt Entwickler Naughty Dog einen mutigen Schritt – und besiegelt die Reihe mit Uncharted 4 – A Thief’s End. Dass Nate mit den Abenteuern der Vergangenheit abgeschlossen hat, zeigt schon der Einstieg von Uncharted 4: Mit seiner Frau Elena wohnt der Exil-Schatzsucher in einem Reihenhaus und hat einen normalen Job. Soweit so spießig – bis sein totgeglaubter Bruder Sam vor der Tür steht, der ordentlich in der Patsche sitzt. Aus Spoilergründen verraten wir an dieser Stelle keine weiteren Story-Details. Nur so viel: Die Beiden machen sich auf die Suche nach dem Schatz des legendären Piraten Henry Avery.


Noch näher am Film

Die Schatzsuche führt die Reisegruppe einmal um den Globus. Lässt sie alte Ruinen im winterlichen Schottland durchsuchen, gigantische Felswände auf einer geheimen Insel erklimmen, Rätsel in Katakomben lösen und Soldaten einer Privatarmee abknallen. Ach ja, und Verfolgungsjagden und Twists, die auch Hollywood nicht besser hinbekommen hätte, gibt’s natürlich auch. Die Tatsache, dass das Game alle Cutscenes in Echtzeit berechnet, erlaubt besondere inszenatorische Twists – längere Action-Sequenzen, die dem Spieler fließend den Controller aus der Hand reißen, um die Handlung filmisch voranzutreiben, und ihn im nächsten Moment zurück ans Ruder lassen.

Ein Beispiel: Nachdem sich Nate und sein alter Gefährte Sully durch einen Markt in Madagascar ballern, schwingen sie sich in ihren Jeep und flüchten vor einem gepanzerten Wagen durch die Gassen der Stadt. Und fahren dabei Sprüche klopfend alles über den Haufen, was ihnen in den Weg kommt. Anschließend hängt sich Nate mit seinem Greifhaken an einen vorbeifahrenden Konvoi. Bis hierhin spielen wir selbst. Die anschließende Szene, in der der Protagonist am Seil hängend in Mordstempo gegen ein Holzgitter kracht, nicht. Nachdem er sich auf den Wagen geschwungen hat, liegt die Kontrolle dann schließlich wieder bei uns. Ein Höllenritt, den auch James Bond nicht besser hinbekommen hätte.

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Ein Abschied mit Würde

Inhaltlich greift Uncharted 4 einmal mehr auf das Konzept „Drake tingelt kletternd und schießend durch die Weltgeschichte, um einen uralten Schatz zu heben“ zurück. Nur dass die kreativen Köpfe hinter dem Game Bruce Straley und Neil Druckman (The Last of Us) den Plot-Fokus viel mehr auf die Figuren und ihre Beziehung zueinander legen. Die Schatzsuche ist also Rahmen für eine erwachsene Geschichte über Vertrauen, Loyalität und Ambition, ja sogar Besessenheit. Dass die funktioniert, liegt an Zweierlei. Zum einen: den Dialogen, die nicht nur geistreich und witzig sind, sondern auch von hervorragenden Sprechern genau auf den Punkt vertont wurden. Selbst wenn sich Nate und Elena in ihrem Wohnzimmer über Banalitäten austauschen, hängt man an ihren Lippen. Womit wir beim nächsten Punkt wären: der Technik. Fast schon traditionell hängt Naughty Dog mit jedem neuen Game die Messlatte ein Stück höher und da macht auch Uncharted 4 keine Ausnahme. Charakteranimationen, Licht- und Wettereffekte, selbst mimische Kleinigkeiten - grafisch kann dem Game aktuell keine andere Entwicklung das Wasser reichen. Was übrigens auch für Soundkulisse und den Score von Henry Jackman gilt, der schon die Soundtracks der ersten beiden Ableger von Captain America-Filme beisteuerte.

Spielerisch geht’s weniger innovativ zu. Immerhin nutzt Nate jetzt einen Kletterhaken, der die Kletterpassagen etwas auflockert und rutscht Abhänge hinab. Dass Uncharted 4 abwechslungsreicher ist als seine Vorgänger, hat aber einen anderen Grund: Naughty Dog schraubt deutlich am Balancing. Die Levels fallen weniger schlauchartig, deutlich offener aus. Viele Gegner lassen sich mit Stealth-Angriffen ausschalten und insgesamt artet das Spiel kaum noch in plumpes Niederballern mehrerer Gegnerwellen aus. Stattdessen gibt’s hier mehr zu erkunden, mehr zu beklettern und mehr Cutscenes anzuschauen. Aber keine Angst: Das stumpfe Schießen lagern die Entwickler in Form von drei Modi und acht Maps in den Multiplayer aus.


Fazit

Eigentlich sind aller guter Dinge drei. In Uncharteds Fall müssen wir die Redewendung etwas abändern. Teil vier bietet die nahezu perfekte Symbiose aus Grafikpracht, bewährten und neuen Spielmechaniken und Timing. Das Spielkonzept, das Lara Croft mit Tomb Raider einst erschuf, hat Nathan Drake in Uncharted 4 also endgültig perfektioniert. Negativ aufgefallen sind uns während unseres Spieldurchgangs lediglich ein paar KI-Aussetzer und zwei Fälle, in denen sich der Spielstand nicht laden ließ. Davon abgesehen: ein würdiger Abschluss für den wohl sympathischsten Videospiel-Schatzsucher und klar die neue Referenz im Action-Adventure-Genre.



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